In der neuesten Ausgabe von Polonus. Zeitschrift für die polnische Sprache und den europäischen Dialog ist ein Artikel von Studierenden unseres Instituts erschienen. Die Autor:innen – Simone Aglan-Buttazzi, Viktoryia Böhm, Mihaela Chirpanlieva und Julia Syrocki – berichten darin von ihren Erfahrungen und ihrer Arbeit im Projekt des polnischsprachigen Blogs ➚Polska nad Szprewą. Die Ausgabe der Zeitschrift finden Sie ➚hier, den Artikel (in der polnischen Originalfassung und einer deutschen Übersetzung) dann auf S. 27-29.
Am 22. März 2021 hat Aleksej Tikhonov sein Doktorstudium mit summa cum laude abgeschlossen – wir gratulieren herzlich und freuen uns über den tollen Abschluss!
Aleksej Tikhonov hat mit einer Arbeit zum Thema „Autorenidentifikation und linguistische Merkmale der Rixdorfer Handschriften: Eine Un- tersuchung anhand von Manuskripten aus dem 18./19. Jahrhundert“ promoviert. Seine Forschung entstand im Rahmen des Projekts “Tracing patterns of contact and change”, das durch die Volkswagenstiftung im Programm “Mixed Methods in den Geisteswissenschaften” gefördert wurde. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie in den HU-Nachrichten oder in einem Beitrag des Tschechischen Fernsehens.
Zum Hintergrund: Nachdem die Periode zwischen der Schlacht am Weißen Berge (1620) und der Nationalen Wiedergeburt im 19. Jh. lange als „Zeit des Dunkels“ der Tschechischen Sprachgeschichte galt, geht die aktuelle bohemistische Forschung von einer wesentlich diverseren Sprachsituation aus, in der das Tschechische zwar in den meisten, aber keineswegs in allen Sphären durch das Deutsche an den Rand gedrängt wurde. Außer Frage steht allerdings die Radikalität und Grausamkeit, mit der die Gegenreformation über die böhmischen und mährischen Lande hereinbrach, was einen fast vollständigen Niedergang des protestantischen tschechischen Schrifttums im 17.-18.Jh. bewirkte. Protestantische (hussitische) Gläubige flohen in großer Zahl aus dem Land und nahmen ihre Schrifttraditionen mit, welche heutzutage zunehmend als wichtige Quelle für die tschechische Sprachgeschichte wiederentdeckt werden. Eine solche Exulantengemeinschaft siedelte zunächst in Herrnhut in Sachsen, und dann ab 1737 in Berlin, wo ihre Nachfahren als Herrnhuter Brüdergemeine im sog. Böhmischen Dorf in Berlin-Neukölln bis heute leben.
Das Archiv im Böhmischen Dorf verfügt über ca. 4500 Seiten tschechischer Handschriften aus dem 18./19. Jh., v.a. Lebensläufe der Gemeinemitglieder und Predigtentwürfe, sog. Chorreden. Die Quellenlage ist ausgesprochen schwierig, da es sich um Texte unklarer Autorschaft handelt, deren Überlieferungsgeschichte größtenteils im Dunkeln liegt, die inhaltlich und sprachlich religiös-rituell überformt sind. Dennoch bilden sie nicht nur ein faszinierendes sprach- und kulturgeschichtliches Zeugnis des Lebens tschechischer Glaubensflüchtlinge in der Berliner Mehrheitskultur jener Zeit, sondern auch einen sprachgeschichtlichen Schatz, dessen Hebung Aleksej Tikhonovs Untersuchung entscheidend vorangebracht hat. Er durchleuchtet nicht nur alle relevanten sprachhistorischen Hintergründe, sondern wendet moderne Verfahren der Stilometrie und der Digital Humanities an, um Autorschaften und Textgeschichten aufzuklären. Seine Dissertation zu den Rixdorfer Lebensläufen stellt einen wichtigen, innovativen Beitrag zur philologischen und linguistischen Erforschung tschechischen Schrifttums des 18./19.Jh. in der Diaspora dar.
Die Disputation musste wegen der Pandemie rein digital stattfinden. Der Sektempfang in Präsenz wird nachgeholt!
Wir freuen uns über eine neues, kooperatives Drittmittelprojekt unter Leitung von Roland Meyer (HU) und David Willis (University of Oxford), das ab 2021 von DFG und britischem AHRC gefördert wird. Das Projekt unter dem Titel „The history of pronominal subjects in the language of northern Europe“ soll die sprachgeschichtliche Entwicklung der Pronomina und der sog. Nullsubjekt-Eigenschaft in keltischen (Walisisch, Irisch) und slawischen Sprachen vergleichend mit den germanischen erforschen. Die Nullsubjekt-Eigenschaft ist dafür verantwortlich, dass in manchen Sprachen das Subjekt eines Satzes weggelassen werden kann (z.B. Italienisch, Tschechisch), in anderen dagegen kaum oder gar nicht (Französisch, Englisch). Dies hat sich in der Sprachgeschichte jedoch gewandelt; die Frage ist nun, wie genau das geschah, warum, unter welchen Einflüssen, welche anderen grammatischen Merkmale damit korrelierten und wie man das modellieren kann.
Im Gegensatz zu dem „uralten“ Forschungsobjekt sind die Forschungsmethoden hochmodern: Sie basieren auf tief annotierten digitalen Textkorpora der alten Sprachen, die u.a. mit statistischen Verfahren der digitalen Geisteswissenschaften erschlossen werden. Beide Teams sind auf diesem Gebiet schon seit längerer Zeit mit Forschungsprojekten aktiv und können an ausgezeichnete lokale Forschungsumfelder anknüpfen, wie z.B. das Oxford Text Archive und das Berliner Laudatio-Repository.
In Berlin und Oxford werden je eine Postdoc-Stelle und mehrere SHKs finanziert, an der HU dazu ein mehrmonatiger Aufenthalt eines Gastwissenschaftlers (Mercator Fellow). In der Ausschreibung von DFG und AHRC waren außer unserem noch andere Berliner Projekte erfolgreich, und zwar ein ägyptologisches unter Leitung von Dr. Lajos Berkes (Theologische Fakultät) und ein linguistisches unter Leitung von Dr. Thomas McFadden (Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft).
Slawische Sprachen in Berlin – Unbekannte Nachbarn? Polnisch und Russisch gehören zu den häufigsten Herkunftssprachen in Berlin. (<<<Was sind Herkunftssprachen?) Berliner Orte und Gewässer tragen slawische Namen. Dennoch wissen wir über die slawischen Sprachen zumeist viel weniger als über die westeuropäischen. Lernen Sie die slawischen Sprachen in Berlin an unserem Infostand kennen!
Dorotheenstr. 24, 10117 Berlin (hinter dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität)
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Foyer 1. Stock
Slawische Sprachen in Berlin
von 17.30 bis 23.00 Uhr; Mitmachexperiment | Infostand
Raum 1.102, 1. Stock
Spaß-Sprachkurs Polnisch
Beginn: 18.30 Uhr, Dauer: 30 min; Workshop
Raum 1.102, 1. Stock
Spaß-Sprachkurs Slowakisch
Beginn: 19.00 Uhr, Dauer: 30 min; Workshop
Raum 1.102, 1. Stock
Spaß-Sprachkurs Tschechisch
Beginn: 19.30 Uhr, Dauer: 30 min; Workshop
Raum 1.102, 1. Stock
Interkomprehension: eine slawische Sprache lernen – und alle verstehen?
Beginn: 20.00 Uhr, Dauer: 30 min; Vortrag | Demonstration
Raum 1.102, 1. Stock
Besonderheiten der Schrift bei den Slawen
Beginn: 20.30 Uhr, Dauer: 30 min; Vortrag
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Das gesamte Programm finden Sie hier, uns auf den Seiten C28-C29: https://www.langenachtderwissenschaften.de/lndw2018/pdf/LNDW2019_Alle.pdf
POLEN
Glaubenskrise = politische Krise
Innerhalb von 10 Tagen wurde der Dokumentarfilm TYLKO NIE MÓW NIKOMU (de.: Nur sag es niemandem) von Tomasz Sekielski fast 21 Millionen Mal angeschaut. Die Doku über den sexuellen Kindermissbrauch in der Katholischen Kirche Polens stellte die aktuelle Regierung vor ein großes Problem, welches bis jetzt unbeachtet blieb. Nach der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pollster lehnen nur 2 von 10 Pol*innen den Rücktritt katholischer Bischöfe ab. Die regierende PiS-Partei steht der Katholischen Kirche des Landes sehr nah.
Mehr dazu: Tagesspiegel
SLOWAKEI
EU-Wahlen in der Slowakei
Trotz des wirtschaftlichen Wachstums gelten Slowak*innen als politikverdrossen. Bei der letzten EU-Wahl 2014 nahmen etwas mehr als 500 000 Menschen an der Wahl teil. Wahlberechtigt sind aber fast 4,5 Millionen. Damit weist das Land in der EU die niedrigsten Werte bei der Wahlbeteiligung auf. Als möglicher Grund dafür wird die Dominanz von großen europäischen Staaten auf der EU-Ebene genannt.
Die Slowakei wählt am 25. Mai.
Mehr dazu: Merkur
TSCHECHISCHE REPUBLIK
2020: Trilateraler Gedenktag
Für das Jahr 2020 hat die bayerische Regierung einen gemeinsamen Gedenktag an die Opfer des Holocaust den Regierungen der Tschechischen Republik und Österreichs vorgeschlagen. Nächstes Jahr sind es 75 Jahre seit der Befreiung des Konzentrationslages Ausschwitz. Voraussichtlich wir dieser Gedenkakt am 27. Januar 2020 in Passau begangen.
Mehr dazu: ntv
