Im Archiv der böhmischen Brüdergemeine in Berlin-Neukölln liegen alte, in Kurrent-Handschrift verfassten Schriften der Gemeindemitglieder, die aus der Zeit zwischen 1740 und 1830 stammen. Ein Team von Linguistik-Expert*innen, geleitet von Prof. Roland Meyer, digitalisiert und erforscht die handschriftlichen Notizen zusammen mit Informatiker*innen vom Berliner Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik. Das Projekt wurde von der VolkswagenStiftung gefördert.
Der Sprachwandel in den Schriften zeugt von vielen Interaktionen mit der deutschsprachigen Kultur.
„Verben und Pronomina wechseln ihre Position, die Namensschreibweise wird dem Deutschen angepasst, Lehnwörter aus dem Deutschen treten auf“, sagt Roland Meyer.
Die Untersuchung der Schriften und die linguistische Analyse des Sprachwandels zeugt zugleich von einem Beispiel für eine gelungene Integration einer fremdsprachigen Glaubensgemeinschaft.
In der neuen Ausgabe der Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin können Sie einen ausführlichen Artikel zu diesem Thema lesen.
In der Januar 2018-Ausgabe porträtieren die HU-Nachrichten unser von der Volkswagenstiftung gefördertes Forschungsprojekt „Tracing patterns of contact and change“. Experten des Fraunhofer IPK Berlin und des Fachgebiets Westslawische Sprachen der HU arbeiten dabei zusammen an der digitalen Erschließung tschechischer Handschriften des 18. Jahrhunderts aus dem Archiv der Böhmischen Brüdergemeine Berlin-Neukölln. In „digitaler Detektivarbeit“ sollen Spuren von Sprachkontakt und -wandel aufgedeckt und digitale Werkzeuge zur Analyse komplexer, historischer Handschriften weiterentwickelt werden. Hier geht es zum Artikel.