Archiv für Schlagwort Slawische Sprachen

Neues Video zur Westslawistik an der HU online

Neu immatrikulierten Studierenden und allen, die sich für die polnische, tschechische oder slowakische Sprache und Literatur interessieren, stellt sich die Westslawistik am Institut für Slawistik und Hungarologie an der Humboldt-Universität Berlin in einem kurzen Video vor. Bitte klicken Sie hier.

24. September 2021 | Veröffentlicht von Jan Conrad
Veröffentlicht unter Allgemein

Glückwunsch an Aleksej Tikhonov zur Promotion in Slawischer Sprachwissenschaft

Am 22. März 2021 hat Aleksej Tikhonov sein Doktorstudium mit summa cum laude abgeschlossen – wir gratulieren herzlich und freuen uns über den tollen Abschluss!

Aleksej Tikhonov hat mit einer Arbeit zum Thema „Autorenidentifikation und linguistische Merkmale der Rixdorfer Handschriften: Eine Un- tersuchung anhand von Manuskripten aus dem 18./19. Jahrhundert“ promoviert. Seine Forschung entstand im Rahmen des Projekts “Tracing patterns of contact and change”, das durch die Volkswagenstiftung im Programm “Mixed Methods in den Geisteswissenschaften” gefördert wurde. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie in den HU-Nachrichten oder in einem Beitrag des Tschechischen Fernsehens.

Zum Hintergrund: Nachdem die Periode zwischen der Schlacht am Weißen Berge (1620) und der Nationalen Wiedergeburt im 19. Jh. lange als „Zeit des Dunkels“ der Tschechischen Sprachgeschichte galt, geht die aktuelle bohemistische Forschung von einer wesentlich diverseren Sprachsituation aus, in der das Tschechische zwar in den meisten, aber keineswegs in allen Sphären durch das Deutsche an den Rand gedrängt wurde. Außer Frage steht allerdings die Radikalität und Grausamkeit, mit der die Gegenreformation über die böhmischen und mährischen Lande hereinbrach, was einen fast vollständigen Niedergang des protestantischen tschechischen Schrifttums im 17.-18.Jh. bewirkte. Protestantische (hussitische) Gläubige flohen in großer Zahl aus dem Land und nahmen ihre Schrifttraditionen mit, welche heutzutage zunehmend als wichtige Quelle für die tschechische Sprachgeschichte wiederentdeckt werden. Eine solche Exulantengemeinschaft siedelte zunächst in Herrnhut in Sachsen, und dann ab 1737 in Berlin, wo ihre Nachfahren als Herrnhuter Brüdergemeine im sog. Böhmischen Dorf in Berlin-Neukölln bis heute leben.

Das Archiv im Böhmischen Dorf verfügt über ca. 4500 Seiten tschechischer Handschriften aus dem 18./19. Jh., v.a. Lebensläufe der Gemeinemitglieder und Predigtentwürfe, sog. Chorreden. Die Quellenlage ist ausgesprochen schwierig, da es sich um Texte unklarer Autorschaft handelt, deren Überlieferungsgeschichte größtenteils im Dunkeln liegt, die inhaltlich und sprachlich religiös-rituell überformt sind. Dennoch bilden sie nicht nur ein faszinierendes sprach- und kulturgeschichtliches Zeugnis des Lebens tschechischer Glaubensflüchtlinge in der Berliner Mehrheitskultur jener Zeit, sondern auch einen sprachgeschichtlichen Schatz, dessen Hebung Aleksej Tikhonovs Untersuchung entscheidend vorangebracht hat. Er durchleuchtet nicht nur alle relevanten sprachhistorischen Hintergründe, sondern wendet moderne Verfahren der Stilometrie und der Digital Humanities an, um Autorschaften und Textgeschichten aufzuklären. Seine Dissertation zu den Rixdorfer Lebensläufen stellt einen wichtigen, innovativen Beitrag zur philologischen und linguistischen Erforschung tschechischen Schrifttums des 18./19.Jh. in der Diaspora dar.

Die Disputation musste wegen der Pandemie rein digital stattfinden. Der Sektempfang in Präsenz wird nachgeholt!

Glückwünsche zur Promotion im Fach Slawische Sprachen an Aleksandra Gogłoza

Am 4. November 2020 hat Aleksandra Gogłoza ihr Doktorstudium mit summa cum laude abgeschlossen – wir gratulieren herzlich und freuen uns über den tollen Abschluss!

Aleksandra Gogłoza hat mit ihrer Arbeit zum Thema Polish Datives – an Applicative Analysis im Fach Slawische Sprachen promoviert. In dieser Arbeit legte sie eine einheitliche syntaktische Analyse der polnischen inhärenten Dative des Rezipient-, Benefiziaör- und Experiencer-Typs vor.

Ihre auf Englisch verfasste Arbeit gliedert sich in drei Teile. Teil I Vorbereitungen, Kapitel 1 und 2, die einen Überblick über die These und die Applikativen-Theorie geben. Die Kapitel 3 und 4 bilden Teil II, Polnische Applikative: zwei Fallstudien. In Kapitel 3 werden polnische Rezipienten und Benefiziäre als tiefe Applikative erörtert. In Kapitel 4 werden polnische Experiencer als hohe Applikative erörtert. Teil III, Das Gesamtbild und die Schlussbemerkungen, besteht aus Kapitel 5 und Kapitel 6. Kapitel 5 vergleicht polnische Applikative mit isländischen. Basierend auf der A-Bewegung in Konstruktionen mit Applikativen diskutiert die Arbeit zwei Arten von Applikativen sprachübergreifend, vP-interne und ApplP-interne. Kapitel 6 schließt die Diskussion ab und erwähnt kurz einige mögliche Punkte für zukünftige Forschung.

Bei ihrer Disputation beschäftigte sich Aleksandra Gogłoza mit dem Thema How the (non)-agreeing case algorithm, based on Polish data, can account for the valuation of quirky Icelandic.

Sie hat die Kommission dabei durch die Fähigkeit überzeugt, ein komplexes theoretisches Instrumentarium nicht nur auf die erwähnten zwei Sprachen anzuwenden, sondern auch eine breite typologische Perspektive einzunehmen. In ihrem Vortrag hat sie eine theoretisch überaus informierte und äußerst klar strukturierte Analyse dativischer Konstruktionen im Polnischen und Isländischen dargelegt, die thematisch deutlich über den Inhalt der Dissertation hinausging.

Last but not least – es war die erste Disputation an unserem Institut, die wegen der Pandemie komplett digital verlaufen musste. Auch das hat Aleksandra Gogłoza mit Bravour gemeistert! Der Sektempfang in Präsenz wird nachgeholt!