aus Anlass der Eröffnung des Museums der Polen, die im Zweiten Weltkrieg Juden retteten in Markowa (Karpatenvorland, Polen).
am 18. März 2016 um 16.00 Uhr
im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin,
Unter den Linden 6, 10117 Berlin.
Um Anmeldung wird bis zum 16. März 2016 an berlin.amb.event@msz.gov.pl gebeten.
am 18. März 2016 um 16.00 Uhr
im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin,
Unter den Linden 6, 10117 Berlin.
Um Anmeldung wird bis zum 16. März 2016 an berlin.amb.event@msz.gov.pl gebeten.
Hintergrund: Am 24.03.1944, während des Zweiten Weltkrieges, ermordeten die Deutschen die polnische Familie Ulma zusammen mit den von ihnen versteckten jüdischen Familien Didner, Grünfeld und Goldman. Die Ortschaft Markowa, in der sich diese tragische Geschichte ereignete, liegt im Südosten Polens, in der Nähe von Łańcut, rund 300 km von Warschau entfernt. In der Zwischenkriegszeit (1918-1939) zählte das Dorf 4.500 Einwohner, darunter ungefähr 120 Juden. Großen Einfluss hatte in dieser Region die Bauernbewegung, dank der sich eine lokale Elite herausbilden konnte – weltoffene und modern wirtschaftende Landwirte, die gleichzeitig fest an ihrem katholischen Glauben und den ihm zu Grunde liegenden Geboten des Evangeliums hingen. In dieser spirituellen Atmosphäre wuchsen Wiktoria Niemczak und Józef Ulma auf. Sie heirateten 1935 und bekamen kurz danach zahlreiche Nachkommen. Neben der Landwirtschaft befasste sich Józef auch mit Fotografie, Gärtnerei, der Seidenraupenzucht, dem Bau mechanischer Geräte, wie auch mit ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Genossenschaftsbewegung, im Katholischen Jugendverein und dem der Bauernbewegung nahestehenden Landjugendverband der Republik Polen „Wici“. Wiktoria hingegen kümmerte sich um das Haus und die Kinder (Stasia, Basia, Władzio, Franuś, Antoś und Marysia).
1942 brachten die deutschen Besatzer Polens die meisten Juden von Markowa um. Am 13. Dezember 1942 zwangen sie unter Androhung des Todes einige Bewohner von Markowa, nach Juden zu suchen, die sich versteckt hielten. Die gefassten Opfer (25 Personen) wurden am folgenden Tag von der deutschen Gendarmerie ermordet. Trotz dieser tragischen Ereignisse versteckten neun polnische Familien – wohl wissend, dass darauf die Todesstrafe stand – weiterhin Juden bei sich. Eine davon war die Familie Ulma. Im Frühling 1944 wurden sie denunziert (wahrscheinlich von einem Angehörigen der Blauen Polizei aus Łańcut). Am 24. März 1944 wurden alle Polen (darunter sechs Kleinkinder und die schwangere Wiktoria) zusammen mit den versteckten Juden (Saul Goldman und seinen vier Söhnen, die man in Markowa als die „Szallas“ kannte, wie auch zwei Töchtern und einer Enkelin von Chaim Goldman aus Markowa – vermutlich Lea Didner und ihre Tochter mit unbekanntem Namen sowie Golda Grünfeld) von der deutschen Gendarmerie vor Ort hingerichtet. Bis zum Ende der deutschen Besatzung überlebten in den Häusern von Bauern in Markowa 21 Juden.
1995 wurden Wiktoria und Józef Ulma mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. 2003 leitete die Katholische Kirche ein Verfahren zu ihrer Seligsprechung ein. Am 17. März 2016 wurde in Markowa das nach der Familie Ulma benannte Museum der Polen, die im Zweiten Weltkrieg Juden retteten, eröffnet.
Grzegorz Bębnik (geb. 1970), Dr. der humanistischen Wissenschaften, seit 2003 Mitarbeiter des Büros für Öffentliche Bildung in der Zweigstelle Kattowitz des Instituts für Nationales Gedenken. Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, insbesondere mit Bezug zu Oberschlesien, u. a: „September 1939 in Kattowitz“ (2012) und „Sokoły kapitana Ebbinghausa. Sonderformation Ebbinghaus w działaniach wojennych na Górnym Śląsku we wrześniu 1939 r. [Die Falken von Hauptmann Ebbinghaus. Die Sonderformation Ebbinghaus in den Kriegshandlungen in Oberschlesien im September 1939] (2014; die deutsche Ausgabe erscheint 2017).